Es ist schon seltsam, wie sich manchmal komplizierte Dinge in Luft auflösen, die zuvor lange Zeit richtig zum Problem geworden sind. Dieser Beitrag beschreibt die sehr aufwändige Suche nach einem plötzlich aufgetretenen Geräusch.

Der Diskussionsbeitrag ist hier zu finden: http://tinyurl.com/8mds4jb

Es begann damit, das der Motor nach einer längeren Tour mit viel Vollgas anfing, nervige Geräusche von sich zu geben. Diese nicht nur im Standgas sondern auch während der Fahrt in Form von mächtigem Gerassel und anderen undefinierbaren Tönen. Das war vorher nicht so.
Überlegt habe ich mir dann das es der Steuerkettenspanner sein muß. Also habe ich mir zuvor im SR500 Forum Informationen besorgt und mich dann an den Spanner gemacht. Ja, er war etwas Locker eingestellt. Aber im Grunde nichts auffälliges zu sehen gewesen! Gummischeibe sass wo sie sollte usw.

Im Forum wurde dann viel hin und her diskutiert und der Sachverhalt hörte sich nach Wochen dann schon ziemlich teuer an. Mir wurde dabei schon ganz anders. Ich konzentrierte mich immer wieder auf den Steuerkettenspanner. Der sah aber wirklich völlig okay aus. Die Materialien konnte man nun nicht genauer auf Fehler untersuchen. Einstellungen bei kaltem und heißem Motor brachten keine Verbesserungen.

Die Geräusche fingen an mich richtig zu Nerven. Wenn man als eingefleischter XT500/SR500 Fahrer weiß, die Eintöpfe müssen klappern, ansonsten sind die nicht gesund. Das liegt zum großen Teil daran, dass man unter anderem die Steuerkette nicht zu stramm spannen darf! Das geht ansonsten auf die Nockenwellenlagerungen und die Spannerteile selbst. das war so schlimm, dass ich immer zusehen musste, die Beine nah am Tank zu haben. Denn wenn das nicht so war, dann hat man Angst bekommen. Die Lautstärke der Geräusche nahm um das doppelte zu!

Ich machte mich daran, als erstes die Ventile in Ordnung zu bringen. Also beschloss ich mir die bei Kedo angebotenen Flachkugeleinstellschrauben zu verbauen, diese sorgen dafür, dass das durch „pitting“ hervorgerufene Abnutzungen (Einstellschraube schlägt sich in den Ventilschaft ein) kein undeutliches Ventilspiel zeigt. Dies führt nämlich ebenfalls zu starken Tickergeräuschen, die ebenfalls wahrnehmbar gewesen sind. Danach war dann schonmal eine Geräuscheinheit eliminiert.

Wochenlanges Studium diverser Berichte und Foren in Internet haben mich nicht weiter gebracht. Ich habe dann einfach mal mein Werkstatthandbuch genommen, mich belesen und mir Gedanken gemacht. Immer wieder wärend der Fahrt die Geräusche analysiert… zumindest es versucht zu analysieren. Ich bin immer wieder auf folgendes Resultat gekommen. Das klickern und klopfen kann nur von der Nockenwelle und der Steuerkette herrühren. Hauptsächlich die Steuerkette, da ein Fehler hier sich dann auch sofort auf die Nockenwelle überträgt. Zuviel Spiel bedeutet das die Nockenwelle machen darf was sie möchte, demzufolge sich die Steuerzeiten verschieben und der Motor komisch läuft. Also eine sprichwörtliche „Kettenreaktion“.

Ich bin bei meinen Recherchen immer wieder auf den hydraulischen Kettenspanner gekommen. Dieser Kettenspanner hat nun folgende Funktion: Er spannt die Kette wie der originale über eine Feder. Der Rückschlag wird aber nun ölhydraulisch abgefangen. Soll heissen, dass der Spanner erst nach 2 oder 3 „Rückschlägen“ nachgibt und sich so auf die Begebenheiten des Motors einstellt. Der originale Kettenspanner würde hier nur über eine etwas härtere Zusatzfeder diese Schläge abfangen, die Kette aber keinesfalls stätig stramm halten. Dieses Argument hat mich nun bewegt, den doch recht teueren Kettenspanner zu bestellen. 100 Euro sind viel Geld… zumal sich mein Vorgehen ja doch nur auf Vermutungen gestützt hat.

Die Logik hat sich mal wieder durchgesetzt! Kettenspanner gekauft, gegen das Original ausgetauscht und eingestellt. Das geht innerhalb 5 Minuten und benötigt nur zwei Ringschlüssel. Eingestellt wird der wie der originale, hier kommt es aber auf die Genauigkeit weniger an. Der hydraulische Spanner stellt sich logischerweise sebst ein, was ja auch der eigentliche Sinn dieses Bauteils ist!

Die erste Probefahrt. Als ich dem Motor angekick habe, sollte ich die erste Überaschung erleben! Der Motor kam beim ersten Kick (machte er aber schon immer), lief ruhig, zu ruhig. Ich konnte es nicht glauben. Dann die ersten Kilometer warmfahren. Immernoch saumässig ruhig! Wo war das Tockern und klickern?! Dann habe ich mich getraut den Ofen aufzuheizen. Also Gas auf und volle Kanne. Der Motor zieht so gail wie am Anfang, ohne irgendwelche Zicken!
Jetzt hat der Motor etwa 85° Öltemperatur. Eine Ampel nähert sich… so aufgeregt war ich damals bei der ersten Fahrt… wird der Motor im Stand wieder diese irren und nervigen Geräusche machen, wenn ich vor der Ampel stehe?

Ja was soll ich sagen? Einfach nur GAIL! Der Motor läuft ruhig und ohne die so nervigen Geräusche. Klar das der Motor etwas mehr Geräusche macht als wenn er gerade erst warmläuft. Aber so wie jetzt ist das super! Keine Bange mehr wenn man auf eine Ampel zusteuert… so macht das fahren wieder mächtig Spaß! Aufgefallen ist mir heute nach der 2. Probefahrt auch, dass der Topf im Standgas jetzt auch seine Drehzahl stabil hällt. Zuvor waren beim heissen Motor unregelmässige Drehzahlschwankungen wahrzunehmen.

Ich kann nur jedem Empfehlen der sich das wie ich 2 Mal überlegen muss, da das Bauteil richtig was kostet. Das Ergebnis spricht für sich!

25.08.2012
Nun habe ich einige 100Km runtergerissen, quer durch sämtliche Temperaturbereiche und Geschwindigkeiten. Ich weiche nicht von meiner sehr positiven Meinung ab! Die Investition hat sich gelohnt. Wie schon angesprochen lohnt es sich allein deshalb schon, weil man den Verschleiß am Steuerkettensystem enorm vermindert!!! Das ist nunmal eines der wichtigsten Kriterien für diese Entscheidung. Und falls der hydraulische Spanner mal defekt sein sollte, dann hört man das wieder. Eine gewisse Vorspannung ist aber immernoch durch die interne Feder gewährleistet. Der Spanner funktioniert dann wie der originale nur mit weniger „Schlagspannung“.

14.07.2013
Jetzt fahre ich den Bock in der nächsten Saison und muss sagen, dass ich den Kauf immer noch nicht bereuht habe! Der Motor läuft kalt sowie warm ruhig und ohne „metallische“ Geräusche. Wenn der Motor Betriebsthemperaturen >80° hat, vernimmt man das SR500 typische Motorengeräusch im Stand. Aber die Lauten und nervigen Geräusche wie oben beschrieben sind nicht mehr aufgetreten! Steuerkennenspannerkontrolle: Ade!